Limo oder bio? Trotz Kampagnen um gesundes Essen gibt es an Grazer Schulen heftige Debatten am Buffet.
Zucker statt Vollkorn, Limo statt frisch gepresst - den Dickmachern in Schulbuffets wird derzeit mit groß angelegten Kampagnen der Kampf angesagt. Allein, an der Front regieren nicht die Slogans, sondern nur die nackte "Rohkost".
Schauplatz: HTBLVA Ortweinschule. Direktor Reinhold Neumann ist unzufrieden: "Wir haben einen Kantinenbetreiber, der nicht mehr so billig ist wie am Anfang und die Abendbetreuung für unsere Schüler nicht aufrechterhält. Jetzt müssen wir auf Automaten umstellen." Kantineur Mario Wohleser poltert: "Die Schule stellt Automaten auf, ein halbes Dutzend und mehr, voll mit Cola und Schokoriegeln. Meine frisch gepressten Säfte kauft da keiner mehr." Wohleser, der für seine Kantine in der Landesberufsschule mit dem "Grünen Teller" ausgezeichnet wurde, sieht fast keine Möglichkeit, den Jugendlichen gesundes Essen aufzutischen, "denn ich kann davon nicht mehr leben".
Im Landesschulrat erklärt man sich für nicht zuständig. Bildungslandesrätin Elisabeth Grossmann setzt auf bewusstseinsbildende Maßnahmen an den Schulen. Die Entscheidung trifft aber der jeweilige Schulausschuss. Und wie das läuft, bekam Direktor Neumann zu spüren: "Wir hatten ein halbes Jahr kein Cola. Die Schüler revoltierten und setzten im Schulforum durch, dass es wieder Cola-Automaten gibt." Kein Nachteil ohne Vorteil: Aus den Einnahmen (zehn Cent pro Getränk), Werbeflächen und Turnsaalvermietung wurde unlängst eine 200.000 Euro teure Maschine für die Tischlerwerkstatt angeschafft.
Auf Bewusstseinsbildung in Richtung gesunde Ernährung setzt aber auch die Grazer Schulstadträtin Sonja Grabner. Schulbuffets seien ja kaum vorhanden. Es sei denn, dass die Schulkinder selbst aktiv werden und sich mit einem selbst gemachten Buffet etwas für die Klassenkasse verdienen, wie in der NMS Renner. "Natürlich nur mit gesunden Sachen", wie Direktorin Anna Grigoriadis betont. Für den Durst gebe es einen Trinkbrunnen mit Grander-Wasser. Cola und Ähnliches habe man aus den Automaten "verbannt, dafür gibt es etwa Cappy gespritzt", so Grigoriadis. Pro Getränk aus dem Automaten gibt es übrigens zehn Cent für die Schulkasse, egal welches Getränk man herausdrückt.
Kleine Zeitung, 2. Oktober 2012